19. September 2018: Vom Streik zur Revolution: Der November 1918

Soldatenräte tagen im Reichstag, Arbeiterräte regieren im Abgeordnetenhaus – vor 100 Jahren war genau das Realität in Berlin. Eine sozialistische Rätebewegung hatte den Kaiser gestürzt und das Ende des ersten Weltkrieges erzwungen.

Einer der führenden Köpfe dieser Bewegung war Richard Müller. Seit 1914 im Widerstand gegen den Krieg aktiv, organisierte er mit seiner Gruppe der “Revolutionären Betriebsobleute” Massenstreiks in Rüstungsbetrieben und bereitete die Novemberrevolution vor. Nach dem 9. November 1918 übernahm Müller den Vorsitz des Berliner Vollzugsrates der Räte. Durchsetzen sollten sich freilich andere: Durch ein Bündnis aus Sozialdemokratie und Armeeführung wurde die Rätebewegung unterdrückt und ihre Strukturen zerschlagen.

Die Revolutionären Obleute wehrten sich gegen den Reformismus der SPD, aber auch gegen den autoritären Kurs der KPD. Im Kalten Krieg der Erinnerung wurden sie daher in BRD und DDR gleichermaßen verdrängt. Seit der Öffnung der Archive ab 1989 und insbesondere seit dem 90. Jahrestag der Revolution sind jedoch eine Reihe neuerer Studien erschienen, die unser Bild von der Novemberrevolution erweitern.

Wir diskutieren mit Ralf Hoffrogge, Autor von “Richard Müller – der Mann hinter der Novemberrevolution”, 2. Auflage Berlin 2018.