Nächstes Café am 20. Januar

Los geht es wie immer um 19 Uhr mit leckerem veganen Essen und ab ca. 19:30 beginnt der Vortrag. Anschließend könnt Ihr wie immer noch das ein oder andere Getränk genießen.

„Völkermord ohne Entschuldigung und Entschädigung?“ – Der Genozid an den Herero und Nama, das Ringen um Anerkennung und Entschädigung sowie aktuelle Entwicklungen in Deutschland und Namibia

Vortrag und Diskussion mit Anke Schwarzer, Journalistin

Gegen die koloniale Eroberung des südwestlichen Afrikas durch die Deutschen ab 1883 setzten sich die Herero und zeitweise auch die Nama besonders entschlossen zur Wehr. Vor 111 Jahren erließ die kaiserliche Kolonialarmee im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ den Vernichtungsbefehl gegen die He…rero. Nach der Schlacht am Waterberg 1904 wurden die Herero in die Omaheke-Steppe getrieben, wo viele von ihnen verdursteten. Die Ãœberlebenden mussten ebenso wie gefangene Nama in – bereits damals so benannten – Konzentrationslagern Zwangsarbeit leisten; ein großer Teil von ihnen starb an Hunger und Krankheiten. Im verbleibenden Jahrzehnt deutscher Kolonialherrschaft wurden jene, die mit dem Leben davon kamen, enteignet, in Reservate gesperrt, vergewaltigt und zur Arbeit gezwungen. Deutsche Unternehmen und Farmen konnten die versklavten Menschen für ihre Arbeitseinsätze in Minen, auf Weiden und an Eisenbahnlinien „bestellen“. Zu den Opfern gehörten auch Angehörige der Damara und San. Nach Schätzungen von Experten sind 80 Prozent der Herero und die Hälfte der Nama dem Völkermord zum Opfer gefallen, also etwa 90 000 Menschen.

Im Sommer 2015 dieses Jahres benannte Bundestagspräsident Norbert Lammert die Massaker erstmals als „Völkermord“ und auch die Bundesregierung spricht, wenn auch noch nicht ganz unumwunden, von Völkermord. Die Nachfahren der Opfer erwarten eine offizielle Entschuldigung, die Rückgabe aller geraubten Gebeine und ihre sofortige Einbeziehung in die deutsch-namibischen Versöhnungsgespräche.

Die reichsdeutsche Kolonialzeit dauerte von 1884 bis zum Ersten Weltkrieg. Die Eroberung von außer-europäischen Gebieten und die Versklavung von Menschen reichen jedoch noch weiter zurück als in die scheinbar kurze Periode während der Kaiserzeit. Kaufleute und Reedereien haben viel Geld mit Palmöl, Schnaps und Baumwolle verdient. Spuren der in Deutschland verdrängten Kolonialvergangenheit lassen sich noch heute finden – in den Museen, Straßen, Köpfen und Schulbüchern. Nicht selten wird diese Epoche romantisch verklärt und die koloniale Gewalt verdrängt. Der Vortrag beleuchtet auch diese Aspekte in einem kurzen Überblick und fragt nach Deutschlands Umgang mit seiner Kolonialvergangenheit.